Prof. em. Dr.

Daniel Hell

Biografie

Psychiater, Psychotherapeut und emeritierter Professor für Klinische Psychiatrie.

Er ist Spezialist für affektive und psychotische Erkrankungen in ihrer neurowissenschaftlichen und anthropologischen Komplexität. Er studierte solche Störungen unter Einbezug ihrer soziokulturellen, psychologischen und biologischen Rahmenbedingungen und setzt sich für eine fächerübergreifende, ganzheitliche Herangehensweise und Therapie ein. Er widersetzt sich dem Reduktionismus, der den Menschen auf materielle Aspekte reduziert. Neben der neurobiologischen Forschung brauche es auch Wissen und Verständnis für Verletzlichkeit, Verlust- und Überforderungssituationen, Beziehungskonflikte und persönliche Schwierigkeiten der Menschen. Bessere Selbstwahrnehmung, Psychotherapie, Soziotherapie und Psychopharmaka können mögliche, sich ergänzende Therapieansätze sein.

Er studierte Medizin an den Universitäten Basel und Zürich, wo er 1971 promoviert wurde. Nach verschiedenen Assistenz- und Oberarztstellen habilitierte er sich 1982 an der Universität Zürich über Ehen depressiver und schizophrener Menschen. 1984 wurde er zum Chefarzt der Psychiatrischen Klinik Breitenau, Schaffhausen (Schweiz), gewählt. In den folgenden Jahren wandelte er die Schaffhauser Klinik zum ersten Psychiatriezentrum der Schweiz mit durchgehender ambulant-stationärer Behandlung um. 1991 wurde Hell zum ärztlichen Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) berufen, im gleichen Jahr erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor für Klinische Psychiatrie. 2009 wechselte Hell nach der Emeritierung von der PUK an die Privatklinik Hohenegg in Meilen, wo er bis 2014 das Kompetenzzentrum «Depression und Angst» leitete.

Zur kritischen Reflexion auf das wieder weithin biologistisch ausgerichtete Denken in der akademischen Psychiatrie regte er 2004 die Einrichtung eines Lehrgangs Philosophie für Fachleute aus Medizin und Psychotherapie an der Klinik an. 2007 verallgemeinerte er diese Initiative durch die Gründung eines nach historischem Vorbild benannten «Instituts Entresol», aus dem im Herbst 2008 das gleichnamige Netzwerk für Philosophie, Psychoanalyse und Wissenschaften der Psyche für die gesamte Schweiz hervorging.