Und Gott sprach: Du sollst dich entspannen!

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So oder so ähnlich steht es tatsächlich in der Bibel. Der Sonntag als Tag der Ruhe ist ein jüdisch-christliches Erbe, das noch heute unseren Wochentakt bestimmt. Dr. Raphael Bonelli erklärt den psychologischen Sinn des regelmäßigen Entspannens.

Gebot für klare Prioritäten

Der Ruhetag hat seinen Ursprung in den biblischen Zehn Geboten. Die Anordnung, am siebten Tag zu ruhen, ist das dritte Gebot. Es gehört somit zu den ersten drei der Zehn Gebote, welche ausführlich beschreiben, wie das Verhältnis zwischen Mensch und Gott aussehen soll. Die restlichen sieben ordnen die Beziehung zwischen den Menschen. (Sie wurden hier und hier psychologisch beleuchtet.)

Betrachten wir kurz die ersten zwei Gebote bevor wir uns die Bedeutung des Ruhetags näher ansehen. Das erste Gebot lautet: „Du sollst keine anderen Götter neben Gott haben.“ Hierzu gehört auch das klassische jüdische Verbot, Gott abzubilden.

Psychologisch gesehen bedeutet diese Anweisung, dass wir uns über unsere Prioritäten im Klaren sein sollen. An oberster Stelle soll das Göttliche stehen. Aus diesem geht das Wahre, Gute und Schöne hervor. Alle anderen Beziehungen und Dinge, wie etwa Partnerschaft, Kinder, Freunde, Besitz, Karriere usw., sollen diesem göttlichen Prinzip nachgeordnet sein. Das erste Gebot fordert von uns, eine klare innere Ordnung zu pflegen.

Der Name Gottes ist heilig

Auch das zweite Gebot regelt die Beziehung zum Göttlichen. Es lautet: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“ Hier geht es also um eine achtsame Wortwahl. Man kann dieses Gebot so deuten, dass wir das, was nicht göttlich ist, auch nicht göttlich nennen sollten. Was weder wahr, gut noch schön ist, sollen wir auch nicht so bezeichnen.

Psychologisch bedeutet das, man soll Heuchelei vermeiden. Wir sollen nicht Gott spielen, um andere zu manipulieren. Dementsprechend sollen wir uns nicht aufplustern, uns wichtiger machen als wir sind oder glauben, wir seien anderen gegenüber moralisch überlegen. Man soll sich nicht als Gutmensch darstellen und Tugenden vortäuschen (virtue signalling), wenn man in Wirklichkeit ein Missetäter ist. Das wäre sonst ein Missbrauch der Sprache.

Das zweite Gebot verlangt also unsere Demut in Haltung und Sprache. Gott steht für den absoluten Wert. Wir selbst aber sind relativ, denn niemand von uns ist perfekt und ohne Fehler. Kein Mensch ist absolut gut und keiner kann beanspruchen, im Besitz der vollen Wahrheit zu sein.

Hoch die Hände, Wochenende!

Das dritte Gebot ist menschenfreundlich und geradezu gemütlich: „Du sollst den Sabbat heiligen.“ Der Sabbat ist ein wöchentlicher Tag der Ruhe und Besinnung. Er wird in verschiedenen religiösen Traditionen, insbesondere aber im Judentum (Sabbat = Samstag) und Christentum (Sonntag), gefeiert. Seine Bedeutung hat tiefe historische und kulturelle Wurzeln. Der Sabbat hat unsere Vorstellung von „Wochenende“ wesentlich geprägt.

Sabbat ist der Tag, an dem die Arbeit ruhen soll. So wie Gott an sechs Tagen die Welt erschuf und am siebten Tag ruhte, so sollen wir sechs Tage arbeiten und einen Tag rasten. Als Sklaven mussten die alten Israeliten sieben Tage in der Woche dem Pharao dienen. In der Freiheit mussten sie zwar weiterhin für den eigenen Erhalt arbeiten. Aber das Leben wurde nicht allein durch Arbeit definiert.

Vom Wert des Ruhetags

Genau daran soll der Sabbat erinnern: Tyrannisiere dich nicht selbst. Entspanne dich und nimm dir Zeit für das, was wirklich wichtig ist! Dieser Tag gehört Gott, der Familie und der Gemeinschaft. Es ist eine Zeit der Meditation und der Orientierung. Es ist ein Tag, wo wir nicht ständig nur machen, machen, machen, sondern einfach sind. Der wöchentliche Ruhetag gibt unserem Leben Rhythmus und Gleichgewicht. Er hilft uns, von der Hektik des Alltags Abstand zu nehmen.

Den Ruhetag zu ehren hat nicht nur spirituelle, sondern auch wichtige gesundheitliche Vorteile. Zu viele Menschen schlittern in einen Burnout, weil sie sich keinen Ruhetag nehmen. Im Dauerstress ruinieren sie langfristig aber nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch ihre Beziehungen.

Praktisch betrachtet bedeutet der Sabbat, ganz im Hier und Jetzt zu sein. Halten Sie Ablenkungen fern. Schenken Sie dem inneren Frieden, ihren Lebenszielen und ihren wichtigen Beziehungen mehr Aufmerksamkeit. Betrachten Sie diese Zeit als heilig. Ob Sie diesen Tag mit gemeinschaftlichen Ritualen oder ganz persönlich gestalten: Der Ruhetag kann als Kraftquelle dienen und Ihrem Leben Entspannung, Reflexion und Erneuerung schenken.

Psychologisch lassen sich die ersten drei biblischen Gebote so verstehen: Bewahren Sie Ihre innere Ordnung, seien Sie achtsam in Ihrer Wortwahl und nehmen Sie sich wöchentlich Zeit für Ruhe und Besinnung. Diese Gewohnheiten werden Ihre Seele aufrichten und stärken. Probieren Sie es!

Bildquellen
RPP, Canva.
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