Wie schärfe ich meine Intuition?

  • Redaktion
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Bauchgefühle wurden uns von Mutter Natur mitgegeben. Jeder Mensch hat sie, auch sogenannte Kopfmenschen. Wir brauchen sie, aber sie sollen uns nicht entmündigen. Sie sind launisch und schwanken zwischen Lust und Angst. Tatsächlich leben wir in einer Gesellschaft, die von Bauchgefühlen getrieben wird. Bauchgefühle sind aber keineswegs Störenfriede. Sie können auch enorm nützlich sein, insbesondere die Intuition. Lernen Sie, auf Ihre Intuition zu hören!

Wie Bauchgefühle entstehen

Bauchgefühle sind wichtig, ja sogar überlebenswichtig. Mit Bauchgefühlen kommen wir auf die Welt. Sie entsprechen der Lustbefriedigung. Wir können uns nicht entscheiden, ob wir uns verlieben oder ob wir Hunger haben. Als reifer Mensch können wir aber entscheiden, wie wir auf diese Gefühle und Motive reagieren.

Wenn ein Kind schreit, möchte es gestillt werden. Oder es hat Sehnsucht nach körperlicher Nähe und möchte in den Arm genommen werden. Oder es ist müde und möchte schlafen. Neugeborene, so Sigmund Freud, bestehen aus reinem Bauchgefühl. Erst allmählich und sehr langsam entwickelt sich die Vernunft. Und erst wenn die Vernunft halbwegs entwickelt ist, kann sich das „Herz“ bilden. Das ist die Freiheit, sich für eine Handlung bewusst zu entscheiden, z.B., ob das Kind der Mama gehorcht oder lieber schnell wegläuft. Irgendwann werden die Kinder frei und werden nicht mehr von den Bauchgefühlen diktiert.

In unseren Gefühlen sind wir nicht frei, aber wir sind es in unseren Handlungen. Ein reifer Mensch entscheidet nicht aus dem Bauch, sondern aus dem Herzen heraus.

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Gibt es Kopfmenschen und Bauchmenschen?

Mit dem Begriff „Kopfmensch“ muss man vorsichtig sein. Es gibt Menschen, die kaum Zugang zu ihren Bauchgefühlen finden, trotzdem sind diese da. Häufig haben gerade diese Menschen wenig Kontrolle über sich selbst. Viele der sogenannten Kopfmenschen sind stark von Angst besessen, was genauso ein Bauchgefühl ist.

Beim Begriff „Bauchmensch“ muss man zwischen zwei Gruppen unterscheiden. Es gibt die affirmativen und die aversiven Bauchgefühle. Auf der einen Seite sind da also diejenigen, die in erster Linie ihre Lust ausleben wollen, ganz nach dem Motto „Sex, Drugs and Rock ’n‘ Roll“. Auf der anderen Seite sind jene, die von Angst oder Hass getrieben sind.

Leben wir in einer Bauchgefühlsgesellschaft?

Ja, wir leben tatsächlich in einer Bauchgefühlsgesellschaft! Dennoch hat sich die Gesellschaft in den letzten Jahren drastisch gewandelt. Kollektiv sind wir vom affirmativen in das aversive Bauchgefühl gerutscht. Die 1968er haben die Lust-Maximierung zum zentralen Prinzip erhoben. Jeder soll sich selbst verwirklichen, jeder soll möglichst viel Spaß haben. Seit drei Jahren ist das gesellschaftliche Klima urplötzlich gekippt. Jetzt stehen Bedrohung, Krise und Angst im Vordergrund. Pandemie, Krieg, CO2 und Inflation dominieren die Schlagzeilen. Ebenso beobachten wir ein Hineinschlittern in eine Hassgesellschaft, wo Diskriminierung, Hate Speech und Shitstorms zur Normalität gehören. Es wird zunehmend schwierig, miteinander zu reden. Denn der andere muss sofort abgewertet werden, wenn er eine andere Meinung vertritt.

Wenn man nur auf seine Bauchgefühle hören würde…

…wäre man wie eine Nussschale im Meer, die wild hin und her getrieben wird. Denn es gibt nicht ein einziges Bauchgefühl, sondern viele – und sie widersprechen sich gegenseitig. Strenggenommen, ist es gar nicht möglich, nur auf den Bauch zu hören. Dann wäre man total desorientiert und verloren. Aber es gibt eine Persönlichkeitsstörung, die nennt sich emotionale Instabilität.

Betroffene Personen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie von einer Laune in die nächste fallen und unfähig sind, stabile Beziehungen aufzubauen. Heute idealisieren sie jemanden, den sie am nächsten Tag verteufeln. Sie kennen keine Grenzen im Leben und kommen mit sich selbst nicht ins Reine. Das ist eine Folge davon, dass man seinen Bauchgefühlen zu viel Stellenwert gibt, und ist auf jeden Fall ungesund.     

Hören Sie auf Ihre Intuition!

Es gibt ein spezielles Bauchgefühl, das ganz besonders hilfreich sein kann. Das ist die Intuition. Die Intuition ist ein erlernter emotionaler Automatismus, der auf bisher gemachten Erfahrungen beruht.

Vieles an der Tätigkeit eines Psychiaters ist z.B. intuitiv, insbesondere, wenn man einiges an Erfahrung gewonnen hat. Intuition basiert also auf Erfahrung und funktioniert – anders als etwa der Instinkt – nicht von vornherein. Sie muss erarbeitet werden. Sie erfordert Reflexion und Wiederholung bis sie dann einverleibt und damit zu einem Automatismus wird. Vieles nimmt man als Psychiater unbewusst wahr: Wie kommt der Patient rein, wie sitzt er, welche Wortwahl hat er? Oft hat man bereits eine Ahnung von der Diagnose bevor er den Mund aufmacht.

Natürlich arbeiten nicht nur Psychiater intuitiv, sondern genauso Rechtsanwälte, Handwerker oder Journalisten, etc. Auf diesem Weg arbeitet man auch leichter, weil man schneller in die richtige Richtung geführt wird. So gesehen ist die Intuition als Bauchgefühl extrem nützlich.

Bildquellen
Jonas Togo, https://www.pexels.com/photo/scenic-view-of-snow-capped-mountain-during-daytime-2681631/
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