Seele, Seligman und Glückseligkeit

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Sind Sie an einem gelungenen und zufriedenen Leben interessiert? Dann machen Sie sich mit der Psychologie des Glücks vertraut. Bereits die alten Griechen beschäftigten sich mit diesem Thema. Was ist es, das uns eigentlich beglückt? Hängt das Glück vom Schicksal ab? Oder liegt es in unserer Macht, glücklich zu werden? Der amerikanische Psychologe Martin Seligman hat die antike Glücksphilosophie neu interpretiert.

Aristoteles psychologisch gedeutet

Seit den Arbeiten Seligmans ist Aristoteles‘ Glücksphilosophie in aller Munde. Der griechische Philosoph postulierte, dass die Orientierung an Tugenden zum guten Leben führe. Wir haben also das gute Leben und damit Glückseligkeit in unserer eigenen Hand.

Aristoteles unterscheidet in seiner Lehre vom gelungenen Leben zwischen dem „theoretischen“ oder kontemplativen Leben (bios theoretikos) und dem praktischen Leben (bios praktikos). Die vollkommene Glückseligkeit könne demnach nur im kontemplativen Leben, also in der Suche nach Wahrheit und dem Betrachten von Weisheit, gefunden werden. Man könnte auch von der Betrachtung des Wahren, Schönen und Guten sprechen. Diese macht den Menschen auf lange Sicht glücklich.  

Nach Aristoteles hat das praktische, aktive Leben mit Glückseligkeit weniger zu tun. Dieser Punkt wurde von anderen philosophischen Strömungen seiner Zeit wie etwa den Stoikern anders gesehen. Die Stoiker wiesen eine strikte Trennung zwischen Erkenntnis und Handeln zurück. Die Erkenntnisse der Betrachtung lassen sich auch in der Praxis umsetzen. Um ein lebensnahes Beispiel zu geben: Sogar einfache Tätigkeiten wie Windel wechseln können erfüllend und beglückend sein.  

Seligman baut seine „Positive Psychologie“ auf Aristoteles auf. Er betont, dass das Wort Glück heute oft überstrapaziert wird. Natürlich möchten alle Menschen „glücklich“ sein. Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zwischen kurzfristiger Befriedigung und langfristigem Glück. Wenn ich mir ein warmes Bad gönne, ist das für einen Abend lang befriedigend. Wenn ich mitten in der Nacht aufwache, um die Kinder zu versorgen, kostet das Überwindung. Auf lange Sicht erfüllt es mich aber mit echtem Glück, zu erleben, wie meine Familie gedeiht. Manchmal steht kurzfristige Befriedigung (z. B. länger schlafen) dem langfristigen Glück (z. B. seine Lebensziele zu verfolgen) im Weg. 

Drei Ebenen des Glücks

Bei der Frage des Glücks unterschied Aristoteles drei Ebenen, die zum Glück beitragen. Erstens sind da die „äußeren Güter“. Hierzu zählen Reichtum und Herkunft, aber auch Nachkommen, Freundschaft, Ehre und Schicksal. Zweitens nennt er die „körperlichen Güter“. Diese sind Gesundheit, Attraktivität und Sportlichkeit. Schließlich – und darauf kommt es am meisten an – tragen die „seelischen Güter“ zu unserem Glück bei. Diese lassen sich durch unsere eigene Anstrengung erwerben.

Eudaimonie (wörtlich: der gute Geist) oder das gelungene Leben kann nach Aristoteles dadurch erlangt werden, dass wir uns bestimmte Eigenschaften und Gewohnheiten aneignen, nämlich die Tugenden. Sie geben dem gesamten Leben eine gute Richtung. In anderen Worten: Die Ausrichtung am Wahren, Schönen und Guten öffnet den Weg hin zum Glück.

Seligman hat sein gesamtes Forscherleben dem Thema der Tugenden gewidmet. Interessanterweise machen die Tugenden frei, während das Gegenteil der Tugend, das Laster, den Menschen unfrei macht. Die eigene Trägheit zu überwinden, stets die Wahrheit zu sprechen und hilfsbereit zu sein, machen frei von Laster. Um aber dorthin zu kommen, ist die regelmäßige Gewissensprüfung notwendig. Der Mensch kann also die „seelischen Güter“ selbst entwickeln.

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Bildquellen
Pexels, https://pixabay.com/de/photos/frau-springen-rucksack-sprung-1868817/
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