Offenlegung der Menschenbilder

  • Redaktion
  • ca. 4 Minuten Lesezeit

Teilen Sie diesen Artikel

Während der Covid-Krise prallten zwei völlig unterschiedliche Menschenbilder aufeinander. Häufig bildeten sie den Hintergrund der Debatten. Sie wurden aber selten offengelegt. In der Aufarbeitung der Krise müssen wir uns bewusst machen, worin sich diese Menschenbilder unterscheiden. Ein reflektiertes Menschenbild hilft uns, besser auf Propaganda und Massenpanik zu reagieren.

Zwei gegensätzliche Menschenbilder

Wir durchlaufen eine eigenartige Epoche. Auf der einen Seite leben wir in einer enorm künstlichen Welt. Unsere digitale Echtzeit-Kommunikation gibt uns die Illusion, wir hätten ein genaues Bild der Wirklichkeit. Doch vieles, was über die Medienkanäle auf uns einprasselt, stellt sich im Nachhinein als unwahr heraus. Man versucht vehement, unsere Sicht auf die Welt zu manipulieren.

Auf der anderen Seite spüren viele Menschen eine tiefe Hoffnung. Es bilden sich neue Allianzen von Menschen, die an Würde und Freiheit glauben und bereit sind, für ihre Ideale einzustehen. Sie vertreten ein völlig anderes Menschenbild als das der sogenannten Eliten: Der Mensch ist kein Zahnrad in einer gesellschaftlichen Maschine. Der Mensch ist frei, kreativ und besitzt eine unveräußerliche Würde.

Die gesellschaftliche Polarisierung aufgrund der Corona-Krise gibt den Impuls für eine spannende Grundsatzdebatte. Sie regt Fragen an, die uns existenziell berühren: Wer sind wir eigentlich? Was wollen wir vom Leben? Welchen Platz hat der Mensch auf dieser Erde? Wie sollen wir unser Zusammenleben organisieren? In welchen Werten ist unsere Gesellschaft verankert? Müssen wir jetzt alle an „die“ Wissenschaft glauben?

Es geht also um die Frage des Menschenbildes. Der Mensch ist zweifellos ein biologisches Wesen. Aber was bedeutet das? Ist er ein raffinierter biologischer Computer? Oder ein geistiges Wesen, das vom Kosmos gewollt ist?

Der geistige Kern des Menschen

„Vielleicht,“ so der deutsche Philosoph Jochen Kirchhoff im Gespräch mit Gunnar Kaiser, „ist ein geistiges Potenzial im Menschen angelegt, das von anderen Schichten überschüttet wird.“ In bestimmten Epochen kam etwas vom geistigen Wesen des Menschen deutlich zum Vorschein, wie etwa in der Philosophie Kants, Hegels oder Schellings. Auch nach großen Katastrophen, wie z. B. dem Zweiten Weltkrieg, wurde die Frage gestellt, was der Mensch im Wesentlichen sei.

Spätestens wenn man dem Tod nahegekommen ist, stellt sich dem Einzelnen die Frage: „Wer bin ich? Bin ich nur das, was zwischen Geburt und Tod geschieht? Oder gibt es etwas darüber hinaus?“ Die Frage nach seiner Identität kann einen Menschen erschüttern, aber auch seinen Horizont erweitern.

Man muss nicht im traditionellen Sinne religiös sein, um den Menschen als geistiges Wesen zu erfassen. Die Religionen haben wichtige Ansätze geliefert, die auf eine tiefere Dimension im Menschen hinweisen. Aber auch die Poesie und die Musik bezeugen einen spirituellen Kern im Menschen. Friedrich Hölderlin, einer der größten deutschen Dichter, beklagte die götterlose Nacht und sehnte sich nach einer Wiederkehr der Götter. Konzerte haben etwas Heiliges an sich. Sie können den Menschen als Ganzes ergreifen und bewegen. Kein Livestream kann das Erlebnis eines richtigen Konzerts ersetzen.

Der Mensch hat ein ungeahntes kreatives Potenzial. Er kann sich zu Recht als Mitschöpfer des Universums begreifen. Doch seine Würde besteht nicht in irgendeiner erbrachten Leistung. Nicht jeder ist ein genialer Komponist wie Bach, Mozart oder Beethoven. Dennoch besitzt jeder Mensch einen geistigen Kern. Er ist zu Liebe, Erkenntnis und Gemeinschaft fähig. Das unterscheidet ihn vom Tier oder vom Roboter.  

Immun gegen das globale Gesundheitsregime

Mit den Themen Klima und Flüchtlingskrise konnte man nur eine Minderheit der Bevölkerung politisch mobilisieren. Die persönliche Gesundheit hingegen ist viel grundlegender. Kaum ein anderes Thema konnte die Menschen dermaßen emotionalisieren, denn die Angst vor Leid und Tod ist eine Urangst. Dementsprechend ließ sich die Hoffnung auf Gesundheit leicht ausnützen. Impfstoffe auf mRNA-Grundlage und künstliche Intelligenz wurden als Medizin der Zukunft angepriesen. So verbreitet sich die Verheißung des „ewigen“ Lebens – aber auch ein falsches Gefühl von Sicherheit.

Die medizinische Vision unter dem Namen „Global Health“ verspricht Gesundheit für alle. Der Preis, der gefordert wird, ist die Aufgabe der Selbstbestimmung und volles Vertrauen in das System. Doch im Menschen gibt es etwas Ursprüngliches, das sich gegen den Raub von Freiheit und Wahrheit wehrt. Dieses geistige Immunsystem ist in seinem Wesen verankert.

Es braucht keine höhere Schulung oder einen Universitätsabschluss, um zu sagen, wie man sich fühlt. Kein Stalinismus, kein Maoismus und kein anderes autoritäres Regime konnte das Geistige im Menschen zerstören. Eine elementare Kraft schlummert im Menschen, der sich letzten Endes doch nicht alles gefallen lässt.

Ein nachhaltiges Menschenbild

Alter und Tod sind in unserer digitalen Scheinwelt beinahe Tabu-Themen. In einer von Einsamkeit geprägten Gesellschaft, ist die Angst vor Krankheit und Hilflosigkeit enorm. Einsame Menschen sind für Panikrhetorik besonders anfällig. Sie beugen sich leichter dem gesellschaftlichen Druck und gehen im Namen der „Solidarität“ konform mit absurden staatlichen Maßnahmen.

Ein nachhaltiges Menschenbild berücksichtigt unsere Zerbrechlichkeit und Endlichkeit. Verletzlichkeit ist völlig natürlich und gehören zum Menschsein dazu. Daran kann kein Staat, kein Unternehmen und keine Technologie etwas ändern. Umso wertvoller ist daher der Beistand von Familie und Gemeinschaft. Nicht Isolierung und soziale Distanz, sondern Anteilnahme und Fürsorge machen Leid und Trauer erträglicher.

Es mag ein weiterer Trost sein, dass wir in einem Universum leben, das es gut mit uns meint. Wir sind Teil eines kosmischen Ganzen, das den Tod des Einzelnen überdauern wird. Das gibt uns Grund zur Hoffnung. Unser biologisches Leben ist natürlich begrenzt. Nützen wir daher unsere Zeit, um unseren Nachkommen eine möglichst lebenswerte Welt zu hinterlassen.

Weitere Artikel zum Thema Corona-Aufarbeitung:

Bildquellen
Erhan Dayı; https://www.pexels.com/de-de/foto/natur-himmel-person-nacht-11723084/
Folgen Sie dem RPP Institut auf Telegram und YouTube