Terror: Wie können Menschen so grausam sein?

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Am 7. Oktober 2023 verübte die Hamas einen minutiös geplanten Terrorangriff gegen israelische Zivilisten. Über 1.000 Israelis sind dabei ums Leben gekommen. Mindestens 4.000 Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Aufgrund der militärischen Gegenoffensive Israels eskaliert die Lage im Gazastreifen. Eine humanitäre Katastrophe droht. Die Bilder der Opfer machen fassungslos. Die Frage, die sich vielen aufdrängt, lautet: Wieso? Was treibt Menschen dazu, solche Gräueltaten zu verüben?

Lust und Unlust: Bauchgefühle

Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen andere Menschen – einschließlich Frauen und Kinder – kaltblütig niedermetzeln. Kein Tier kann so niederträchtig, ja abgrundtief böse sein wie der Mensch. Wie ist ein solches Verhalten psychologisch zu deuten? Manche psychologischen Schulen vertreten die Ansicht, der Mensch sei im Grunde immer gut. Das ist nicht richtig. Der Mensch kann gut sein, aber er ist nicht grundsätzlich gut. Er kann auch abscheulich grausam sein.

Um in solchen Stunden nicht den Glauben an die Menschheit zu verlieren, ist es hilfreich, die wichtigsten psychologischen Instanzen des Menschen zu verstehen. Der Mensch besteht – metaphorisch gesprochen – aus Kopf, Herz und Bauch. Die Gefühle sind im Bauch angesiedelt und lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: einerseits die aversiven und andererseits die affirmativen Gefühle.

Affirmative Gefühle betonen die Lust und sagen uns, „Ja, ich will essen. Ja, ich will trinken. Ja, ich will Sex.“ Die aversiven hingegen signalisieren Unlust und sagen, „Nein, ich will keinen Feind. Nein, ich will keine gefährlichen Situationen.“ Im Wesentlichen umfassen aversive Gefühle Angst und Hass. Hass ist also eine prinzipielle Möglichkeit des Bauches. Hass ist nicht notwendigerweise schlecht. Gegen Menschen gerichtet ja, aber nicht gegen Handlungen. Augustinus formulierte es bereits sehr schön: „Ich hasse die Sünde und liebe den Sünder“.

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Gut und Böse: Ein Problem des Herzens

Was moralische Fragen betrifft, ist der Bauch also neutral. Er agiert entsprechend seiner eigenen Prinzipien. Ihm geht es lediglich um die Maximierung von Lust und die Vermeidung von Unlust. Wenn aber Menschen so grausam sind, dass sie Kindern etwas zuleide tun oder sie gar hinschlachten, dann muss man sich das Herz näher ansehen.

Das menschliche Herz kann für das Gute willig oder unwillig sein. Wenn das Herz für das Gute unwillig ist und zugleich Hass in sich trägt, kann das zu schrecklichen Handlungen führen. Das Herz ist der Schlüssel zur Grausamkeit. Das ist der Grund, warum Tiere niemals zu solch Schweinereien fähig sind wie der Mensch.

Der Mensch kann sich entscheiden, ob er ein offenes, ein schwaches, oder ein verstocktes Herz haben möchte. Das offene Herz ist für das Gute offen. Ein schwaches Herz haben die typischen Mitläufer. Sie meinen es weder gut noch schlecht. Sie wollen halt dazu gehören. Das verstockte Herz hingegen ist verbohrt, dunkel oder regelrecht boshaft. Es ist im Grunde unfrei. Es ist hochgradig narzisstisch, egozentrisch und verlogen.

Diagramm: Die drei Arten des Herzens

Unsere Antwort

Die Grausamkeit des Menschen hat ihren Trigger im Bauch, denn hier bildet sich erstmals eine Aversion gegen andere Menschen, eine Minderheit oder ein ganzes Volk. Aber erst wenn die Aversion zum Herzen durchsickert, können hasserfüllte, aggressive Impulse durch entsprechende Handlungen bekräftigt werden. Handlungen werden letzten Endes immer im Herzen entschieden.

Wenn ein Verbrechen „aus dem Affekt heraus“ geschieht, hat der Bauch das Herz überrannt. Was aber in einem Terrorangriff der Hamas, der RAF oder den Roten Brigaden zusätzlich mitspielt, ist die Gruppendynamik. Die Gruppe rationalisiert ihre Gewaltverbrechen gegen Unschuldige, indem sie behauptet, höhere Ziele anzustreben. Hier wird also auch der Kopf manipuliert im Sinne aversiver Impulse. Die daraus folgenden Handlungen sind schlichtweg böse.

Unsere Erwiderung auf den Terror muss die Weisheit des Herzens sein. Es ist der Entschluss, das Böse und den Hass nicht in uns zuzulassen. Terrorgruppen sind extreme Fälle, aber es fängt bereits beim Streit zwischen Geschwistern an, beim Mobbing im Klassenzimmer, aber auch bei medialen Hetzaktionen gegen Einzelpersonen. Grausamkeit hat also viele Gesichter und wir müssen immer wieder überlegen, was wir eigentlich dagegen unternehmen können.  

Nur Menschen können grausam sein. Menschen können aber auch gut sein. Sie können sich im Herzen für das Wahre, Gute und Schöne entscheiden. Die Antwort auf das Böse ist Empathie. Empathie bedeutet die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel. Sie fragt danach, wie es einem selbst gehen würde, wenn man in der Situation des anderen wäre.

Bildquellen
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