Depression hat unterschiedliche Ursachen. Unter Depressiven am weitesten verbreitet ist das Gefühl einer überwältigenden Sinnleere. Alles dreht sich dann nur noch um sich selbst und die eigene Unlust am Leben. Gibt es einen Weg aus dem depressiven Gedankenkarussell?
Drei Arten der Depression
Depression ist eine der häufigsten psychologischen Störungen. Mehrere Faktoren können zu einer Depression führen. Zum einen kann es sich um einen mangelhaften Gehirnstoffwechsel handeln. In solchen Fällen profitieren Betroffene von einer medikamentösen Behandlung. Zum anderen kann Depression die Folge von tiefer Trauer sein. Diese Form der Depression kann psychotherapeutisch und im Einzelfall auch mit Medikamenten behandelt werden.
Am häufigsten aber ist Depression eine Folge davon, dass das Herz durcheinander ist. Das wird in der Fachsprache als neurotische Depression oder auch Dysthymie bezeichnet. Dysthymie (von altgriechisch dysthymós „missmutig“) bedeutet, ein Mensch kreist zu sehr um sich selbst und es gelingt ihm nicht, sich zu orientieren. Kurz: er ist verzweifelt und sieht keinen Sinn mehr im Leben. Viktor Frankl nannte diesen Zustand „das Leiden am sinnlosen Leben“.
Die innere Leere überwinden
Depression ist im Wesentlichen ein Bauchgefühl. Das Besondere hierbei ist, dass Lustoptimierung nicht mehr gegeben ist. Der Mensch kreist sich vielmehr um das eigene Unglück. Er ist lustlos, freudlos und antriebslos. Er fühlt sich innerlich leer und kann sich nicht mehr an dem erfreuen, was ihn früher glücklich gemacht hat. Sein Kopf ist ganz von diesem Bauchgefühl eingenommen. Seine Gedanken sind vorwiegend negativ besetzt. Für ihn ist das Glas halb leer.
Die gute Nachricht: Das Herz kann diese Negativ-Spirale auflösen! Wenn man in einer solchen Ich-haften oder neurotischen Depression steckt, kann man sich diesen dunklen Gefühlen ganz hingeben. Oder man kann etwas tun, was die Verhaltenstherapie als „Gedankenstopp“ bezeichnet. Mit einem Gedankenstopp pflegt man negative Gedanken nicht weiter, sondern hält Abstand von ihnen und geht zu positivem Denken über. Man reguliert also seine Gedanken und setzt seine Handlungen aus dem Herzen heraus, die auch dem Bauchgefühl guttun.
Der innere Schweinehund, der das Glück verhindert, lässt sich überwinden. Man weiß, dass depressive Menschen oftmals nicht das tun, von dem sie wissen, dass es ihnen guttun würde, wie z. B. spazieren zu gehen, Sport zu betreiben oder Zeit mit Freunden zu verbringen. Die Lösung besteht also darin, aus dem Herzen heraus Handlungen zu setzen, die dem negativen oder depressiven Bauchgefühl widersprechen.
Viktor Frankl bezeichnete das Herz oder das Gewissen als das „Sinn-Organ“. Es genügt nicht einfach Geld, eine Familie und ein Haus zu besitzen, um glücklich zu sein. Nur wenn wir der Stimme des Herzens Gehör schenken, können wir unseren Lebenssinn verwirklichen.
Die fünf Dimensionen des Herzens
Das Herz hat fünf Dimensionen. Diese sind (1) der freie Wille; (2) das Streben nach dem Guten, also die Orientierung an Werten; (3) das Gewissen; (4) die Tugend; und (5) das „innere Heiligtum“, wo sich Gelassenheit, Demut, Vergebung und selbstloser Dienst befinden. All diesen Dimensionen liegt die Sehnsucht nach dem Sinn zugrunde.
Vom Herzen her motivierte Handlungen sind von Sinn durchdrungen. Wenn ein Mensch weiß, wofür er lebt, wofür er jeden Tag in die Arbeit geht, warum er nach Hause kommt, wo sein Platz im Leben ist, kann er sich in ein Ganzes einordnen. Dann verpufft auch seine Depression. Ein großer Teil der Depressiven sind tatsächlich im Frankl‘schen Sinne depressiv: Sie leiden am sinnlosen Leben, weil es nur wenige Werte gibt, die sie verwirklichen.
Ein Gegenmittel gegen diese Form der Depression liegt also darin, der Sehnsucht des Herzens nach einem höheren Sinn zu folgen. Das hilft uns, von uns selbst weg zu kommen und den Schritt hin zum sinnvollen Tun zu wagen. Die Weisheit des Herzens führt uns in ein gelungenes, glücklicheres Leben.
